O du fröhliche
O du fröhliche o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
Freue freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:
Freue freue dich, o Christenheit!
Es gibt kein Weihnachten ohne dieses Lied. „O du fröhliche“ ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder überhaupt. Der Weimarer „Waisenvater“ Johannes Daniel Falk (1768–1826), der als Begründer der Jugendsozialarbeit gilt, hat die Urfassung des Liedes geschrieben, von der die erste Strophe in die jetzige Form übernommen wurde. Seit der schweren Weimarer Typhusepidemie von 1813, der auch vier seiner sieben Kinder zum Opfer fielen, engagierte er sich in besonderem Maße auch für Waisen. Dazu errichtete er kurze Zeit später den so genannten Lutherhof, der als Rettungshaus dem berühmten Hamburger „Rauen Haus“ als Vorbild gedient haben soll. Den Kindern seines „Rettungshauses für verwahrloste Kinder“ widmete er das Lied. 1816 schrieb er das Lied ursprünglich als „Allerdreifeiertagslied“, in dem die drei christlichen Hauptfeste – Weihnachten, Ostern und Pfingsten – besungen wurden:
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, Christenheit!
O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Osterzeit!
Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden:
Freue, freue dich, Christenheit!
O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Pfingstenzeit!
Christ, unser Meister, heiligt die Geister:
Freue, freue dich, Christenheit!
Die Melodie war die eines italienischen Marienlieds, eines sizilianischen Schifferlieds, das Johannes Daniel Falk in Johann Gottfried Herders Sammlung „Stimmen der Völker in Liedern“ gefunden hatte. Der Erstdruck von „O du fröhliche“ befindet sich in dem am 30. Januar 1817 abgeschlossenen Zweiten Bericht von Falks sozialdiakonischem Förderverein „Gesellschaft der Freunde in der Noth“. Hier findet sich eine Liste von Liedern, „die jeder Zögling der Sonntagsschule auswendig wissen und singen muss“.
Bekannt geworden ist das Lied jedoch als reines Weihnachtslied in der jetzigen Form. Nur noch die erste Strophe stammt ursprünglich von Falk. Heinrich Holzschuher (1798–1847) aus Wunsiedel, ein Gehilfe Falks, hat das Lied in seine heute gebräuchliche Form 1826 umgeschrieben.
Die Einfachheit seines Ausdrucks machte das Lied bald populär, sodass es auch in andere Sprachen übersetzt und in anderen Ländern gesungen wurde. Im Vorläufergesangbuch des Evangelischen Gesangbuchs, dem Evangelischen Kirchengesangbuch, war es übrigens nur im württembergischen Lokalteil vertreten, nicht bei den gemeinsamen Liedern des überregionalen Teils, was heute undenkbar scheint. Im Evangelischen Kirchengesangbuch ist es die Nummer 44, und es wird auch dieses Jahr wieder an Weihnachten in den Gottesdiensten und Häusern erklingen, von der Bebenhäuser Orgel übrigens begleitet von einem seltenen Effektregister: dem Glöckchen des Zimbelsterns.
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