500 Jahre Johannes Calvin

Vor 500 Jahren, am 10. Juli 1509, wurde Johannes Cal­vin, der Begründer der reformierten evangelischen Kirche, in Nordfrankreich geboren. Obwohl sein Vater für ihn die katholische - kirchliche Laufbahn vorge­sehen hatte, kam er schließ­lich erst über Umwege zur Theologie. Als Sohn des Notars und Vermögensver­walters des Bistums Noyon erhielt Jean Cauvin (lati­nisiert Johannes Calvinus) eine gründliche Schulbil­dung. Als er vierzehn war, entschied sein Vater je­doch, er solle anstelle von Theologie doch besser Jura studieren, da dies zur damaligen Zeit eine glän­zende Karriere verhieß. So zog Johannes Calvin 1523 zum Grundstudium nach Paris, studierte schließlich von 1528-1533 in Orléans, Bourges und Paris Jura und erlangte den Doktorgrad.

Im selben Jahr wendet er sich der reformatorischen Theologie zu und beschreibt diese Bekehrung selbst als recht plötzlich: „Obwohl es zuerst nicht leicht gewesen ist, dass ich aus diesem abgrundtiefen Kot herausgezogen würde, da ich dem Aberglauben des Papsttums so hartnäckig ergeben war, hat er [Gott] mein Herz [...] durch eine plötzliche Bekehrung zur Gelehrigkeit gezwungen.“

Obwohl er nie ein reguläres Theologiestudium absol­vierte, verschreibt er sich 1534 ganz der Theologie und erklärt dies mit den Worten: „Als ich so einen gewissen Geschmack an der wahren Frömmigkeit gefunden hatte, entbrannte ich in einem solchen Eifer, darin Fortschritte zu machen, dass ich die übrigen Studien, obwohl ich sie nicht ganz aufgab, doch viel nachlässiger betrieb. Noch war kein Jahr vergangen, als alle, die nach der reinen Lehre ver­langten, immer wieder zu mir, dem Neuling und Anfänger, kamen, um zu lernen.“

Johannes Calvin entwickelt seine eigene reformatori­sche Theologie und veröffentlicht – inzwischen in Basel lebend - nur zwei Jahre später sein Hauptwerk, den über 1000-seitigen „Unterricht in der christlichen Religion“. Nach Reisen durch Italien, Frankreich und die Schweiz lässt sich Calvin schließlich in Genf nieder. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Guillaume Farel versucht er, die Genfer Gemeinde in einem reinen Glauben zu erneuern. Die von ihnen dabei angewandten rigorosen Methoden (spezielle Auf­sichtspersonen sollen alle Vergehen und Laster dem Pfarrer melden) führen dazu, dass der Rat sie im Ap­ril 1538 aus der Stadt weist.

Calvin lebt daraufhin in Basel und Straßburg, nimmt an Religionsgesprächen teil, heiratet, schließt Freund­schaft mit Melanchthon und schreibt weitere theologische Bücher. 1541 kehrt er nach Genf zurück, setzt den Reformationsprozess erneut in seinem Sinne - und diesmal erfolgreich – in Gang und lebt dort bis zu seinem Tod im Jahre 1564.

Die Stadtrepublik Genf wird unter seiner Führung zu einer reformatorischen Theokratie, in der die kirchli­che Macht die weltliche dominiert.

Während die Wittenberger Reformatoren Luther und Melanchthon irdischen Genüssen nicht abgeneigt waren und hinsichtlich begangener Sünden auf Beichte und Buße in der Kirche sowie die weltliche Gerichtsbarkeit verwiesen, setzt Calvin in Genf eine strenge Kirchenzucht durch. Alle Vergnügungen wie zum Beispiel Tanz oder Theater sind verpönt, selbst der private Bereich und die häusliche Lektüre werden überwacht. So werden etwa alle Gäste einer Tanzver­anstaltung im Haus des Stadthauptmanns verhaftet. Ein in einer Kirche gefundener Zettel mit Schmäh-und Drohworten führt zur Hinrichtung des Verfassers. Dieser harten Kirchenzucht steht die Fürsorge für die Armen und Kranken durch die Diakone gegenüber.

Im Gegensatz zum Luthertum, dem sich der hohe Adel und – gezwungenermaßen – seine Untertanen anschlossen, und das demzufolge hauptsächlich in den landesherrlichen Territorien übernommen wurde, war der Calvinismus zu Beginn die Reformationsbe­wegung der freien schweizerischen und oberdeut­schen Städte.

Gemeinsam ist beiden Richtungen die Forderung einer Bildungsoffensive, zum einen als breite Bildung für das Volk, da Bildung Wohlstand bedeutet, zum anderen aber auch durch die Gründung von Akade­mien und Universitäten.

In der Rechtfertigungslehre, der Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben, sind sich die Reformato­ren einig, nicht jedoch in der Frage des Abendmahls. Calvins Versuch, die aus der Reformation hervorge­gangenen Kirchen zu einen, scheiterte daran. Während Luther an der Realpräsenz Christi festhielt, kam Cal­vin der Zwinglischen Auffassung, das Abendmahl sei rein symbolhaft, soweit entgegen, dass es 1566 mit dem Helvetischen Bekenntnis zum Zusammenschluss der Genfer Calvinisten mit den Züricher Zwinglianern zur reformierten Kirche kam. Es dauert noch fast 400 Jahre, bis es nach dem zweiten Weltkrieg zum zu­nächst rein organisatorischen Zusammenschluss mit den Lutheranern und anderer protestantischer Kirchen kommt. Dem inhaltlichen Zusammenschluss wird erst 1957 in den Arnoldshainer Thesen der Weg geebnet, in welchen die Mitgliedskirchen der EKD versöhnlich feststellen: „Weil der Herr reich ist für alle, die ihn anrufen, sind alle Glieder seiner Gemeinde zum Mahle gerufen, und allen ist die Vergebung der Sünden zugesagt, die nach der Gerechtigkeit Gottes verlangen.“

coe

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