Ein außergewöhnliche Beziehung
Die evangelische Kirchengemeinde Bebenhausen
und das württembergische Königshaus

 

In den Jahren 1883 bis 1885 hatte Württembergs vorletzter König Karl der ehemaligen Klosterkirche im Rahmen einer groß angelegten Renovierung der gesamten Klosteranlage Bebenhausen (ab 1868) eine umfassende Erneuerung zukommen lassen. Die Arbeiten fanden mit einer feierlichen Wiedereinweihung der Kirche am 6. März 1885, den 62. Geburtstag des Königs, ihren Abschluss. Für die neuen Prinzipalstücke Altar und Taufstein hatte seine Gemahlin Olga höchstpersönlich Paramente gestiftet. Die württembergischen Souveräne waren ja seit der Reformation wie in allen lutherischen Territorien auch Oberhäupter ihrer evangelischen Landeskirche mit allen bischöflichen Hoheitsrechten.

Der letzte württembergische König, Wilhelm II., und seine zweite Gemahlin Charlotte zeigten seit Beginn ihrer Regentschaft 1891 eine ganz besondere Vorliebe für das von dem Vorgänger zu einer Schlossanlage ausgebaute ehemalige Kloster. Bei seinen Aufenthalten in Bebenhausen war das Königspaar regelmäßig im sonntäglichen Gemeindegottesdienst anwesend. So ergab es sich, dass die kleine evangelische Ortsgemeinde sich häufig durch die Anwesenheit des Kirchenoberhaupts beehrt fühlen konnte. Obwohl bei der Renovierung der Kirche eine besondere Empore als Königsloge eingebaut worden war, bevorzugte es das Königspaar, inmitten der Gemeinde seinen Platz zu nehmen.

Mit dem Ende der Monarchie 1918 verlor König Wilhelm II. auch seine Funktion als Landesbischof. Der ehemalige König und seine Gemahlin zählten nun als einfache Gemeindeglieder zur evangelischen Kirchengemeinde Bebenhausen.

Nach dem bald erfolgten Tod Wilhelms (1921) blieb seine Witwe ein besonderes treues Glied der Kirchengemeinde und hielt am sonntäglichen Gottesdienstbesuch fest. Das Abendmahl feierte sie jedoch an jedem Karfreitag mit dem Ortspfarrer in ihren Privatgemächern.

Im Gedenken an dieses verehrte (am 10. Oktober 1864 geborene) Gemeindeglied traf sich am 12. Oktober 2014 eine große Schar heutiger und ehemaliger Bebenhäuser in der Klosterkirche, um Königin Charlottes Lieblingschoral anzustimmen: „Wer nur den lieben Gott lässt walten…“ (EG. Nr. 369).

Christof Tränkle und Hans Haug

Nähere Informationen über Königin Charlotte von Württemberg

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