Das Langenburger Bekenntnisbild

Bekenntnisse bedeuten in der Kirche meist Wor­te und Schriften, in denen die Grundüberzeugun­gen des Glaubens festgeschrieben sind. Gerade die reformatorische Bewegung mit ihrer Betonung des Wortes und der Auswüchse des Bildersturms schließt sich daran an. Und doch entstanden um

1600 Bilder, die beispielsweise an die Überreichung des Augsburger Bekenntnisses 1530 oder an andere Ereignisse der Reformation erinnerten und in vielen Kirchen Verbreitung fanden. Eines dieser Konfes­sionsbilder findet sich im hohenlohischen Langen­burg. Anlässlich des Reformationsjubiläums wurde 1680 (150 Jahre Augsburger Bekenntnis) ein neuer Altar für die Stadtkirche gestiftet, dessen Bilder von Joachim Georg Creutzfelder (1622 – 1702) aus Pfe­delbach gemalt wurden.

Die Hauptbilder zeigen die Taufe Jesu im Jor­dan und die Einsetzung des heiligen Abendmahls, also die beiden in der evangelischen Kirche gülti­gen Sakramente. Interessant ist dann der Unterbau des Altars, die sogenannte Predella. Auf ihr ist im

Zentrum eine entscheidende Szene des Augsburger Reichstages von 1530 dargestellt: die Überreichung und Verlesung des Augsburger Bekenntnisses durch die unterzeichnenden Fürsten sowie die Vertreter der Städte Nürnberg und Reutlingen. Diese knien nicht mehr vor dem Kaiser, sondern stehen aufrecht und symbolisieren so die evangelische Freiheit. Im Bekenntnis aufgeschlagen und zu lesen ist der für Martin Luther entscheidende Vers aus dem Römer­brief (Römer 3,28): „So halten wir es nun dafür, dass der Mensch gerecht wird, durch den Glauben ohne des Gesetzes Werck.“

Rechts und links von diesem Zentrum finden sich Szenen aus dem evangelischen Glaubens- und Kir­chenleben: eine Taufe, Katechismusunterricht, die Beichte, eine Trauung und ein Begräbnis, also die kirchliche Begleitung vom Anfang bis zum Ende eines Lebens.

Entscheidend sind aber zwei weitere Szenen. Rechts im Vordergrund wird Abendmahl gefeiert. Es wird gezeigt, wie die Gemeinde das Abendmahl emp­fängt „in beiderlei Gestalt“, also mit Brot und Wein.

In katholischen Eucharistiefeiern ist allein dem Priester der Wein vorbehalten. Hinter dem Abend­mahlsaltar stehen als Zeugen und Autoritäten die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas sowie der Apostel Paulus, die die Abendmahlsworte über­liefert haben. Die andere „typische“ evangelische Szene ist die eines Predigers auf der Kanzel und die Hörergemeinde, also die Betonung des Wortes Got­tes. Über dem Prediger und der Gemeinde ist Gott-Vater mit dem Heiligen Geist abgebildet (!).

Nicht zu vergessen ist auch die enorme Orgel, die die Bedeutung der Kirchenmusik betont. Somit kann man sich anhand eines solchen Bekenntnisbildes als Einstieg ein „Bild“ von der Reformation machen.

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