Die Oesterle-Orgel von 1970
(Aufnahme: Ursula Stöffler)

In der Gemeinde wurde um 1960 der Wunsch nach einer neuen Orgel immer lauter, denn das alte Instrument war morsch und immer wieder traten an seiner hölzernen Mechanik Mängel auf.

1968 beschloß dann der Kirchengemeinderat, bei Kurt Oesterle in Reichenbach/Fils ein neues Instrument zu bestellen. Seit Jahren bereits wurde in den Gottesdiensten für diese Neuanschaffung geopfert. Auch die bürgerliche Gemeinde, der im Jahr 1823 die Fesenbeckh-Orgel in der Kirche übertragen wurde, war bereit, sich an den Kosten von rd. 50.000 DM mit 4.000 DM zu beteiligen. Den Ausbau der alten Orgel, der ab 2. Januar 1970 erfolgte, begleiteten viele Bebenhäuser mit Wehmut. Der Einbau der neuen Orgel ging dann Hand in Hand mit der Außenrenovierung der Kirche, die vom Staatlichen Hochbauamt I in Tübingen durchgeführt wurde.

Vor der Einweihung der neuen Orgel wurde auch der Kirchenraum gründlich gereinigt. Oberlehrer Reinhold Sinn, damals Kirchenpfleger, schrieb: „In der

letzten Woche vor der Orgeleinweihung waren wir in großer Not, ob die Zeit reichen würde, die Kirche in Sauberkeit zu zeigen, daß sie auch zur schönen neuen Orgel paßt. Doch am Donnerstag vor der Einweihung erschienen die Feuerwehrleute mit einer Auszugsleiter und fegten die vielen Spinnengewebe aus großer Höhe herunter. Ich hatte manchmal Angst, wenn Karl Rilling hoch in der Leiter, mit einem Bein eingehakt in einer Sprosse, die 5-6 Meter lange Stange – vorne ein Sorgobesen befestigt – schwang und die Spinnengewebe herunter auf den Boden kehrte. Es ging alles gut, denn unten hielten 2-3 Mann die Leiter, daß sie immer fest blieb. Auch der Bürgermeister griff kräftig zu.....Das zugedachte Vesper schlugen alle aus, als Spende für die neue Orgel.“

In einem auf Loben und Danken abgestimmten Festgottesdienst erklang die neue Orgel am 1. August 1970 zum ersten Mal. Sie hat zwei Manuale, zwölf Register und einen Tonumfang von sieben Oktaven. Ihre 818 Pfeifen haben eine Länge von sechs Millimetern bis 2,5 Meter. Da die Orgel in zwei separaten Gehäusen untergebracht ist, kann man nun auch wieder das gotische Westfenster sehen, das von der alten Orgel teilweise verdeckt war.

Diese Orgel erklingt nun bereits seit 32 Jahren in unserer Kirche und begleitet uns in Freud und Leid. Ihr schöner Klang wird uns und die, die nach uns kommen, sicher noch lange erfreuen - denn es ist die erste Orgel in unserer Kirche, die regelmäßig gewartet wird.

Hans Haug

Das Organistenamt in Bebenhausen wurde bis in den Zweiten Weltkrieg hinein von den Lehrern an der Bebenhäuser Schule ausgeübt. Anschließend wurde es über vierzig Jahre lang sehr pflichtbewusst von der blinden Organistin Erika Pfeiffer übernommen. Frau Pfeiffer starb im Jahre 1993.

 

 

 

 

 

 

 

 Erika Pfeiffer, Sept. 1983

 

Eine Hörprobe aus dem Jahr 1970, gespielt von der blinden Organistin Erika Pfeiffer.Mit freundlicher Unterstützung von Familie Ottmann

Quellen:
Friedrich Jakob „Die Orgel“
Rainer Hermann „Eine Orgel macht noch keinen Sommer“
Gotthilf Kleemann „Von ehemaligen Orgeln im Kloster Bebenhausen“
Rainer Y „Schloß Bebenhausen“
Georg Weise, „Cistercienserkloster Bebenhausen“
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Staatsarchiv Sigmaringen
Gemeindearchiv Bebenhausen
Hörproben: Mit freundlicher Unterstützung von Familie Ottmann

 

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