Der nächste bitte ...
Geschichten von Krankheit und Heilung
 

Die biblischen Geschichten von Krankheit und Hei­lung sind das Thema der 12. Bebenhäuser Bibel­lesenacht, zu der die evangelischen und katholi­schen Kirchengemeinden Lustnau und Bebenhausen am Reformationstag in die Klosterkirche einladen. An dem Thema „Krankheit und Heilung“ kommt niemand vorbei. „Der Nächste bitte!“ − das Motto der diesjährigen Bibellesenacht greift dies im dop­pelten Sinne auf: nicht nur selbst als Nächster bei der Behandlung an der Reihe zu sein, sondern auch einen Nächsten zu haben, der in Krankheit und Leid Beistand leistet.

In biblischer Zeit gab es noch keine moderne Medizin. Dennoch begegnen uns in den biblischen Geschichten von Krankheit und Heilung schon fast modern anmutende Diagnosen und Therapien. Berichtet wird über alle möglichen Formen körper­licher wie psychischer Erkrankungen. Die Bibel gibt ihnen deshalb so breiten Raum, weil Heilung für sie eine reale Möglichkeit ist. Dabei gehören Krank­heit und Heilung in einen religiösen Bezugsrahmen: Zuletzt ist es Gott, der den Menschen − auch vermit­tels der ärztlichen Kunst − seine Hilfe zusagt. Alle Heilung kommt aus der Beziehung zu ihm, und die Menschen sollen Gottes Zuwendung zu ihnen mit Leib und Seele erfahren.

Im Unterschied zur Arztpraxis von heute hat Gott keine festen Sprechzeiten. Jederzeit können die Patienten, die seine Hilfe suchen, sich im Gebet an ihn wenden. Genau dies geschieht in vielen Psal­men der Bibel. In geradezu hemmungsloser Klage schildern die Psalmbeter Gott ihre Krankheitssymp­tome inklusive all ihrer Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Todesangst. Und so fest ist ihr Vertrauen auf Gottes Hilfe, dass sie ihn zuwei­len sogar schon im Vorgriff preisen und ihm für ihre Genesung danken.

Der bekannteste Heiler der Bibel ist zweifellos Jesus, dessen therapeutische Kraft aus seiner besonderen Beziehung zu Gott erwächst. An ihn wenden sich diejenigen, die sich keinen Arzt leisten können oder die schon viele Ärzte erfolglos konsultiert haben – hoffnungslose Fälle sozusagen, die ihre Hoffnung zu Recht auf ihn setzen. Jesu Heilungstaten weisen immer über sich hinaus. Sie zeigen, wie es einmal sein wird in jener Welt ohne Schuld, Krankheit und Leid, die Jesus in seinen Predigten das „Reich Gottes“ nennt. Umrahmt wird das Leseprogramm auch in diesem Jahr wieder durch die Musik des Tübinger Instru­mentalensembles „Chanter“, das mit Harfe, Flöten und Saiteninstrumenten die heilende Kraft der Töne hör- und spürbar machen will.

Bildmotiv:
Der Evangelist Lukas wird traditionell mit dem Arzt und Paulusmitarbeiter Lukas (Kolosser 4,14) gleichgesetzt. Das Bild zeigt ihn mit seinem Symboltier, dem Stier, an der Kanzel der Klosterkirche Bebenhausen. – Foto: Christian Schröter
Text: Hannelore Jahr

 

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