Der Gottesdienst: Gott dient uns und die Gemeinde dient Gott

 

Der Gottesdienst hat in unseren Gemeinden Lustnau und Bebenhausen einen zentralen Stellenwert im Gemein­deleben. Im Lustnauer Begrüßungsschreiben für Neuzugezogene heißt es z.B. gleich zu Beginn: „Wir sind eine Gemein­de, für die der Gottesdienst Quelle des Glaubens ist. Im Gottesdienst begegnet uns Gott in seinem Wort, wie es in der Bibel bezeugt und in Predigt und Sakrament verkündigt wird. Mit unseren Gottes- diensten lassen wir uns zum Christsein im Alltag ermutigen.“

Grund genug also, sich mit dem Gottesdienst in einer Gemeindebriefreihe zu beschäftigen, die mit dieser Ausgabe beginnt. Was ist eigentlich ein Got­tesdienst? Was geschieht da allwöchentlich am Sonntagmorgen, wenn die Gemeinde zusammen­kommt? Der Name kann Aufschluss geben: Gottes­dienst.

Und zwar zunächst in dem Sinne, dass Gott uns dient. Gott dient uns durch sein Wort, wie es uns im Evangelium, in der Guten Nachricht der beiden Tes­tamente begegnet. In den Geschichten der Bibel, die von der Geschichte Gottes mit seinen Menschen, ja, mit seiner ganzen Schöp­fung erzählen, wird uns ein Gott nahe gebracht, der seiner Schöpfung zuge­wandt ist und es gut mit seinen Menschen meint. Gottes Wort kommt uns, vermittelt durch einen Menschen, im Gottes­dienst nahe: in den Lesungen der Bibel, durch die Predigt, in der im Idealfall ein Bibelabschnitt in die heutige Zeit hineinspricht und lebendig wird; und durch den Segen am Ende des Gottesdienstes. Got­tes Wort wird laut – gesprochen von einem Men­schen.

Gott dient uns aber auch in den Sakramenten von Taufe und Abendmahl.

Wenn im Gottesdienst ein Kind oder ein Erwach­sener getauft werden, dann sind zwar Pfarrer oder Pfarrerin Ausführende, aber letztlich handelt Gott. Er sagt in der Taufe Ja zu einem Menschen; ja, ich habe dich lieb; ja, du bist mir recht und du darfst dir deiner unverbrüchlichen Würde sicher sein, weil ich sie dir schenke. Du darfst zu mir kommen, so wie du bist. Du brauchst kein Zeugnis und keine Empfeh­lung – ich kenne dich.

Und wenn wir Abendmahl feiern, spricht die Litur­gin oder der Liturg die Abendmahlsworte. Aber es sind nicht ihre Worte, sondern die Worte Jesu. Und die Einladung: „Kommt, denn es ist alles bereit“ geschieht im Auftrag Jesu, der einst seine Freun­de um sich gesammelt hat. Er lädt bis heute sei­ne Gemeinde zum Abendmahl ein, dem Mahl der Gemeinschaft, der Ver­gebung, des Neuan­fangs und der Vergewis­serung.

So dient uns Gott im Gottesdienst.

Die Gemeinde dient wiederum Gott, indem sie auf Gottes Wort ant­wortet. Das geschieht zunächst dadurch, dass sie sich überhaupt ver­sammelt und Jesu Einla­dung zum Gottesdienst folgt („Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ – Matthäus 18,20). Sie antwortet weiter durch ihr Hören auf den gött­lichen Zuspruch in den Lesungen, der Predigt und den Sakramenten. In Gebeten, Liedern und Musik, in denen Lob, Dank, aber auch Fra­gen und Klagen ihren Ort haben, drückt die Gemeinde ein Grund­vertrauen zu Gott aus. Sie traut ihm zu, dass er ihr Leben und das jedes einzelnen begleiten kann und will. Von Gott erwartet sie sich Stärkung für den Alltag und Vergewisserung in existenziellen Fragen. So ist der Gottesdienst ein Geschenk, das Gott uns macht. Und über ein Geschenk darf man sich freuen.

Manfred Harm

Zurück zu Archive-Auswahl
Zurück zu Infos G

Zum Seitenanfang